2013, frisch gezapft vom Fass!
Lange Jahre war die so genannte Rheinfront mit den Weinorten Nackenheim, Nierstein und Openheim das Aushängeschild Rheinhessens. Die oft eigenwilligen Rieslinge fanden in den beiden zurückliegenden Dekaden jedoch nur noch selten die Aufmerksamkeit früherer Zeiten.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und primär bei den Weinerzeugern selbst zu suchen, daneben aber auch bei einer mehr und mehr auf »unkomplizierten« (auf gut Deutsch: banalisierten) Weingenuss fixierten Boulevardweinpresse, die ihrer Leserschaft lieber die früher zugänglichen Weine aus dem Wonnegauer Hügelland andient, anstatt gründliche und zeitaufwendige Recherchearbeit zu betreiben. Denn längst ist die Rheinfront dabei, ihre strukturelle Krise zu überwinden, auch wenn die Weinwelt davon bisher nur unzureichend Kenntnis genommen hat.
Wie auch in anderen Regionen treiben hier in erster Linie nicht die einstmals renommierten Weingüter als Motoren die Entwicklung voran. Vielmehr sind es aufstrebende Jungwinzer und Erzeuger aus der früheren »zweiten Reihe«, die deutlich spürbare Ambitionen entwickeln, die Weinlagen der Rheinfront wieder verstärkt ins Blickfeld der Weintrinker zu rücken.
Dies gelingt den Weingütern immer besser, selbst in einem komplizierten Jahrgang 2013 zeigen die Weine Format, wovon sich die Teilnehmer unserer Verkostung überzeugt haben.
Da es sich diesmal bei den vorgestellten Weinen (von denen kein einziger enttäuschte, selbst der Müller-Thurgau aus der Literflasche zeigte Format) mit zwei Ausnahmen um Fassproben handelte (die zum Teil wegen der jahrgangsbedingt hohen Säure noch einen Verschnitt erfahren werden), verzichten wir diesmal auf die Veröffentlichung einer klassifizierenden Bewertung.
Wir möchten aber die Weine hervorheben, von denen wir nach der Verkostung überzeugt sind, dass sie sich hervorragend entwickeln werden:
2013er Niersteiner Pettenthal Riesling, Domtalhof, Nierstein
2013er Niersteiner Pettenthal Riesling, F. E. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Niersteiner Schloss Schwabsburg »Rabenturm« Riesling, F. E. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Niersteiner Pettenthal Riesling, G. G. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Niersteiner Schloss Schwabsburg Riesling, G. G. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Oppenheimer Riesling, Bürgermeister Carl Koch, Oppenheim
2013er Niersteiner Hipping Riesling, Schätzel, Nierstein
Im Verfolgerfeld landeten:
2013er Weißburgunder-Chardonnay, Jakob Becker & Sohn, Nierstein
1992er/2013er Niersteiner Kranzberg Riesling, Jakob Becker & Sohn, Nierstein
2012er Huxelrebe Auslese, Jakob Becker & Sohn, Nierstein
2013er Riesling »vom Rotliegenden«, Lisa Bunn, Nierstein
2013er Niersteiner Orbel Riesling, Lisa Bunn, Nierstein
2013er Niersteiner Heiligenbaum Riesling, Domtalhof, Nierstein
2013er Niersteiner Bergkirche Riesling, Louis Guntrum, Nierstein
2013er Silvaner, Dr. Heyden, Oppenheim
2013er Weißburgunder-Chardonnay, Dr. Heyden, Oppenheim
2013er Riesling »vom Rotliegenden«, F. E. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Niersteiner Hipping Riesling, G. G. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Grauer Burgunder, Bürgermeister Carl Koch, Oppenheim
2013er Niersteiner Pettenthal Riesling, Schätzel, Nierstein
Eine bemerkenswert positive Resonanz erhielten außerdem:
2013er Scheurebe, F. E. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Müller-Thurgau, G. G. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Silvaner, G. G. Huff, Nierstein-Schwabsburg
2013er Riesling Kabinett, Bürgermeister Carl Koch, Oppenheim
Bemerkenswert: Von den Weingütern, die uns dankenswerterweise ihre Fassproben zur Verfügung gestellt haben, zählt keines zu den »Big Playern« in Rheinhessen. Dies wird sich jedoch nach unserer Überzeugung früher oder später ändern. Genügend Potenzial ist in allen Betrieben vorhanden.