Auf den Spuren der Römer
Die Auferstehung des Vinum Hadrianum
Der Großvater war es einst, der Piero Pavones Faszination für die römische Geschichte weckte. In Pavones Heimatstadt, dem am Fuße der Abruzzen gelegenen Städtchen Atri, dem antiken Hadria, ist diese Geschichte bis heute allgegenwärtig und lebendig. Viele der Bauwerke in der historischen Innenstadt stehen auf den Ruinen des alten Roms.
Als jungen Mann zog es Piero Pavone zunächst weg von Atri, in die Großstadt. Doch zwanzig Jahre später kehrte er zurück zu seinen Wurzeln, mit der Idee im Gepäck, den Vinum Hadrianum, den Wein aus der Römerzeit, wieder aufleben zu lassen.
Ein Archäologe und eine Reihe anderer Wissenschaftler halfen, das nötige Wissen über den Weinbau der damaligen Zeit zu recherchieren. Wie früher sollen die Weine in Amphoren reifen, die aus dem gleichen lehmigen Ton gebrannt werden, auf dem auch die Weinreben in der steinigen, von mächtigen Erosionsrinnen, den Calanchi, durchzogenen Hügellandschaft Atris stehen.
In dem einzigartigen Naturreservat leben seltene Pflanzen und Tiere. Eine mechanische Bewirtschaftung der Weinberge ist hier unmöglich – und von dem Team um Piero Pavone, das einem biodynamischen Konzept folgt, auch gar nicht gewollt.

Mit sechs Hektar alten Reben, die ursprünglich einem kleinen Familienbetrieb gehörten, fiel 2018 der Startschuss des ehrgeizigen Projekts. Neben einem Önologen, der beratend tätig ist, besteht das Kernteam noch aus fünf Weinbauern aus der Region, die in den Weinbergen die äußerst aufwendige Handarbeit verrichten.
Die ersten Weine sind ein saftiger und fruchtintensiver, mit markanten, aber geschliffenen Tanninen beeindruckender Montepulciano „Maximo“ und ein aus Trebbiano-Trauben gekelterter Orangewein „Aelio“, ein Kraftpaket, das mit kaum mehr als 12,5% Alkohol auskommt, in seiner Aromatik aber durchaus ein wenig an einen Viognier von der südlichen Rhône erinnert. Die Maischegärung verleiht ihm eine ausgeprägte Phenolik, die den Mund ausfüllt, ohne ins Bittere abzudriften.
Am Ziel sind Piero Pavone und seine Mitstreiter mit ihren äußerst gelungenen Erstlingswerken, so exzellent sie auch sein mögen, naturgemäß aber noch nicht. Weil der Ausbau in den Amphoren sich im ersten Jahr noch als zu schwierig erwies, reiften die Debütweine noch in konventionellen Behältnissen. Bei den noch nicht freigegebenen Jahrgangsnachfolgern sieht dies aber bereits anders aus.
Vinum-Hadrianum-Weine sollen möglichst naturbelassen sein, mit dem Geschmack hochwertiger, durch Mazeration aus den Beerenhäuten extrahierter Tannine und ohne den Einsatz selektionierter Hefen. Mit so manchen Auswüchsen der Naturweinszene können sich die Weinmacher jedoch offenbar nicht anfreunden. Ganz und gar undogmatisch erhalten die Weine den für ihre Haltbarkeit nötigen Schwefel. Während der „Maximo“ mit nur 68 mg/l Schwefeldioxid seine Balance gefunden hat, schlagen beim reduktiven „Aelio“ immerhin 89 mg/l zu Buche. Beide Weine werden daher mühelos mehrere Jahre in Würde reifen. Das haben sie ihren Vorbilder aus der Römerzeit zweifellos voraus.
Die Weichen für die Zukunft sind bereits gestellt. Sukzessive kommen weitere Weinberge zum Projekt hinzu. Der Rebsortenspiegel soll sich zeitnah um die weißen Sorten Pecorino und Passerina erweitern, und neben einem weiteren Orangewein ist auch die Produktion eines Süßweins geplant.
Die Weine im Überblick
Vinum Hadrianum
Contrada S. Martino, 31
64032 Atri
Italy
Internet: www.vinumhadrianum.com
E-Mail: info@vinumhadrianum.com
Wein orange trocken
2019er „Aelio“
Italy ↳ Abruzzo ↳ Trebbiano d'Abruzzo
13,0% Alkohol
Wein rot trocken
2018er „Maximo“
Italy ↳ Abruzzo ↳ Colline Teramane Montepulciano d'Abruzzo
14,0% Alkohol