Harteneck erfindet sich neu
Naturweine aus dem Markgräflerland
Das Markgräflerland gilt als die Toskana Deutschlands. Tatsächlich lassen sich gewisse Ähnlichkeiten mit dem Umland der italienischen Stadt Florenz nicht leugnen. Klimatisch zählt das Markgräflerland zu den wärmsten Gegenden der Republik. Gleichzeitig profitiert der Landstrich von einer ausreichenden Niederschlagsmenge, die sich recht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Hinzu kommen fruchtbare Böden, die meist aus Lössauflagen bestehen. Darunter findet sich eine Vielfalt verschiedener Gesteinsformationen, von Jura- und Muschelkalk über Kiesel- bis hin zum Buntsandstein.
Wie in anderen Regionen Badens wird auch im Markgräflerland der Weinbau in erster Linie von den Winzergenossenschaften betrieben. Leider tun sich die Kooperativen mit dem Thema Ökologie noch immer schwer. Wer während der Vegetationsperiode entlang der Weinberge durchs „Ländle“ fährt, kann die Folgen flächendeckender Herbizidausbringung kaum übersehen.
Thomas Harteneck geht einen anderen Weg. Der gebürtige Pfälzer hat sich 1997 in Schliengen niedergelassen und zählt in Baden zu den Pionieren des biodynamischen Weinbaus. Mit seinem Weingut ist er Mitglied im Demeter-Verband. Statt Schädlinge mit Glyphosat und anderen fragwürdigen Mitteln der modernen Chemie zu bekämpfen, vertraut er dem natürlichen Gleichgewicht und verwendet Präparate aus Hornmist, Baldrianblüten, Löwenzahn oder Eichenrinde. Gesunde und vitale Böden – für Harteneck eine wichtige Grundlage für die Erzeugung komplexer Weine: „Nehmen Sie eine Handvoll Boden in die Hand. Fühlen und riechen Sie! In dieser Handvoll Boden leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Bakterien, Pilze, Mikroben, Kleinstlebewesen und viele mehr. Boden ist lebendig! Zwei Drittel der Arten der Welt leben versteckt unter der Erdoberfläche. Und sie agieren mit den Pflanzen. Diese Symbiosen ermöglichen der biologisch bewirtschafteten Rebe mehr Nährstoffe und Wasser aus den Böden zu binden und schlicht gesünder zu sein.“

Wir verfolgen Hartenecks Weg inzwischen seit mehr als zehn Jahren. Den Status eines Geheimtipps hat er sich bis heute, trotz steigender Nachfrage nicht zuletzt auch aus dem Ausland, bewahrt. In den meisten Mainstream-Publikationen wird das Weingut nicht erwähnt. Mit einer Stilistik, die zeigt, dass terroirgeprägte Weine nicht wie abstrakte Kunstwerke erscheinen müssen, die nur ein pseudoelitärer Zirkel vorgibt zu verstehen, sondern durchaus über – horribile dictu – Trinkfreude verfügen dürfen, beißt er bei den Meinungsführern der etablierten Weinkritik noch immer auf Granit. Ecken und Kanten würden den Weinen fehlen, war vor einigen Jahren in einem Kommentar zu lesen.
Doch brauchen Hartenecks Weine diese Ecken und Kanten gar nicht. Sie sind vielmehr der Inbegriff innerer Ruhe und natürlicher Harmonie, die sich vor expressiven, aber gleichsam niemals überbordenden oder gar aufgesetzt wirkenden Fruchtaromen nicht scheuen. Über Mineralität und klare Herkunftsattribute verfügen sie dennoch. Sie sind intro- und extrovertiert zugleich. Extrovertiert im Hinblick auf ihre tiefgründige Aromendichte, die beim Trinken immer wieder weitere, zuvor verborgene Facetten eröffnet und neue Sinneseindrücke hervorruft. Introvertiert, weil sich ihre wahre Komplexität nicht auf den ersten Schluck erschließt.
2018 war für Thomas Harteneck ein Jahr der Weiterentwicklung. Ein Jahr, in dem er sich als Weinmacher neu erfand, ohne seiner bisherigen Stilistik untreu zu werden. Neben Klassikern wie dem Gutedel, die Harteneck weiterhin auf gewohnte Weise erzeugt, ist das bisherige Premiumsegment seines Sortiments komplett einer Serie allenfalls schwach geschwefelter Naturweine gewichen. Hier gibt es nun unter anderem einen „Vollmond“ Chasselas, der nach den Vorgaben des Mondkalenders und unter Beachtung planetarischer Konstellationen entsteht, einen mineralischen „Jurakalk“ Auxerrois und mit dem Geigenmantel Grauburgunder einen echten, von hochwertigen Phenolen geprägten Orangewein. „Paradies“ Merlot und „Diva“ Pinot noir sind fruchtbetonte und saftige Rotweine, die durch markante wie perfekt geschliffene und ausbalancierte Tannine bestechen. An der Spitze stehen ein Petillant Naturel und eine außergewöhnliche Rotweincuvée aus Cabernet franc, Spätburgunder und Merlot, beide mit dem Namen „Mythos“ versehen.
Zugegeben, diese Naturweine schmecken alles andere als konventionell. Sie sind aber weit entfernt von jenem Zerrbild, das in den Köpfen skeptischer Weintrinker zu einer Zeit entstanden ist, als die Erzeugung von Naturweinen noch weitgehend experimentiellen Charakter hatte.
Weil sich die Qualitätsweinprüfung noch immer an überkommenen Bewertungskriterien klammert, füllt Thomas Harteneck inzwischen nur noch Badische Landweine und verzichtet auf die amtliche Prüfnummer. Den Liebhabern seiner Weine ist das egal, zumal die aktuelle Kollektion über jeden Zweifel erhaben ist und Hartenecks Weine längst zu den ganz großen zählen.
Die Weine im Überblick
Thomas Harteneck
Brezelstraße 15
79418 Schliengen
Germany
Telefon: +49 7635 8837
Telefax: +49 7635 823755
Internet: www.weingut-harteneck.de
E-Mail: info@weingut-harteneck.de
Wein weiß trocken
2019er Weißburgunder trocken
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 10 20 • 12,0% Alkohol
Naturwein weiß trocken
2019er „Vollmond“ Chasselas
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 34 20 • 11,5% Alkohol
Naturwein weiß trocken
2019er „Jurakalk“ Auxerrois
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 31 20 • 12,5% Alkohol
Naturwein orange trocken
2019er Geigenmantel Grauburgunder
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 29 20 • 13,0% Alkohol
Naturwein rosé trocken
2019er Rosé fruchtig
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 36 20 • 11,5% Alkohol
Naturwein rot trocken
2019er „Diva“ Pinot noir
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 35 20 • 12,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2018er Gutedel trocken
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 3 19 • 11,5% Alkohol
Pétillant naturel weiß trocken
2018er „Mythos“
Germany
Los-Nummer: 32 18 • 14,5% Alkohol
Naturwein rot trocken
2018er „Paradies“ Merlot
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 21 19 • 14,5% Alkohol
Naturwein rot trocken
2018er „Mythos“
Germany ↳ Badischer Landwein
Los-Nummer: 33 19 • 14,5% Alkohol