Grün und scharlachrot
Die geologisch einzigartigen Lagen von Prinz Salm
Als ältestes deutsches Weingut im Familienbesitz blickt Prinz Salm auf eine Geschichte bis ins Jahr 1200 zurück. Konzentrierte sich der Betrieb bis Anfang des 21. Jahrhundert noch auf den Lagenbesitz in und um Wallhausen, übernahm Michael Prinz Salm-zu Salm 2008 die Rebflächen des ehemaligen Weinguts Villa Sachsen in Bingen. Damit verfügt der heutige Inhaber, Felix Prinz zu Salm-Salm, nicht nur über Spitzenlagen an der Nahe, sondern auch im benachbarten Rheinhessen. Einzigartig sind der grüne Schiefer in Wallhausen und der scharlachrot gefärbte Boden des Binger Scharlachbergs.
Die Ursprünge des Weinbaus im Tal des Gräfenbachs lassen sich bis in die Keltenzeit zurückverfolgen. Im 13. Jahrhundert ist es dann die Familie Weierbach (später: Dalberg), die laut alter Aufzeichnungen Weinberge in der 1195 erstmals erwähnten Ortschaft Wallhausen bewirtschaftete. 1911 heiratete die letzte Dalberg Franz Prinz zu Salm-Salm, den Urgroßvater des heutigen Besitzers.
Einzellagen tauchen in alten Aufzeichnungen erstmals 1501 auf. Erwähnt wird unter anderem auch ein Johannisberg, ein Pastorenberg und ein Kirschheck. Der heutige Johannisberg, der als Steillage mit bis zu 60 Prozent Gefälle den Hang unterhalb des auf dem Plateau liegenden Höllenpfads einnimmt, sticht durch die dort angelegten Querterrassen sofort ins Auge. Wie auch im unweit gelegenen Sommerlocher Steinrossel und im Roxheimer Berg sind die Böden hier vom Rotliegend geprägt, das den Rieslingen einen besonderen mineralischen Charakter verleiht. Nicht von ungefähr spricht Prinz Salms Riesling vom roten Schiefer mit einem Zungenschlag, der an die Mosel und den Ürziger Würzgarten erinnert. Die dabei vor dem Hintergrund einer zart-vibrierenden Säure anklingende Süße steht geschmacklich oft nicht im Einklang mit dem Analysewert. Tatsächlich verfügt der Wein im Jahrgang 2020 über weniger Restzucker als sein Pendant, der markantere und fokussiertere Grünschiefer. Ein Musterbeispiel, dass sensorische Wahrnehmung und Labor nicht immer übereinstimmen.
In den Rieslingen vom grünen Schiefer finden wir immer wieder Aromen, die, mal mehr, mal weniger, an grünen Apfel, Karambole, Stachelbeere und Rhabarber erinnern. Grüner Schiefer, auch Chloritschiefer, entsteht durch den Einschluss grünlich gefärbter Mineralkomponenten. Man findet ihn in Deutschland ausschließlich in Wallhausen (Felseneck) und dem benachbarten Dalberg (Ritterhölle). Ist der grüne Schiefer im Felseneck noch von einer lehmigen Schicht bedeckt, tritt er in der Ritterhölle offen zutage. Unter den von uns verkosteten Lagenrieslingen ist es tatsächlich auch der 2018er aus der Ritterhölle, den wir am höchsten bewertet haben. Es scheint, als profitiere die Ritterhölle derzeit vom Klimawandel. Der Wald oberhalb des Hangs sorgt für Kühle und ermöglicht eine späte Traubenlese. Die Weine verfügen, so Felix Prinz zu Salm-Salm, stets über eine brillante Säure.

Durch die Übernahme der Weinberge der Villa Sachsen verfügt Felix Prinz zu Salm-Salm mit dem Binger Kirchberg und vor allem dem Scharlachberg über Spitzenlagen, in denen Quarzit und Schieferverwitterungsböden dominieren. Seinen Namen verdankt der Scharlachberg zahlreichen an der Oberfläche sichtbaren Eisenoxidpigmenten. 1248 wird er erstmals urkundlich erwähnt. Die besondere Wertschätzung dieser einzigartigen Lage drückt sich nicht zuletzt in einem vor 1697 erlassenen Dekret des Mainzer St. Stephanstifts aus, der es den Eigentümern von Rebflächen im Scharlachberg „by hoher Straff“ untersagte, dortigen Besitz an Auswärtige zu veräußern. Den zwischenzeitlich verblassten Ruf des Scharlachbergs will Felix Prinz zu Salm-Salm, der den Betrieb 2017 von seinem Vater übernahm, wieder herstellen. Mit dem uns vorgestellten 2018er Großen Gewächs ist er auf dem besten Wege. Cremig und zugleich komplex fließt der Wein über die Zunge und hinterlässt bleibenden Eindruck.
Angesprochen auf den Klimawandel, bleibt Felix Prinz zu Salm-Salm gelassen. Nach seiner Überzeugung werden die bisher besten Lagen auch weiterhin große Rieslinge liefern. Allerdings müsse den veränderten Gegebenheiten Rechnung getragen werden. Daher werde in den Weinbergen wesentlich vorsichtiger entblättert, um die Trauben vor allzu intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen. Nicht mehr zeitgemäß sei, einen möglichst späten Erntezeitpunkt anzupeilen. Vielmehr gehe es inzwischen darum, den optimalen Lesetermin nicht zu verfehlen. Im Keller werde zunehmend „mit Cuvées gespielt“.
Bewusst lässt man den Weinen Zeit. Die Lagen-Rieslinge werden spontanvergoren und erst nach längerem Hefelager gefüllt, die Großen Gewächse kommen erst mit einigen Jahren Flaschenreife in den Verkauf.
Obwohl der Betrieb zu den Bio-Pionieren an der Nahe zählt und bereits 1988 auf eine ökologische Wirtschaftsweise umgestellt hat, entschloss sich Felix Prinz zu Salm-Salm, zukünftig auf die Zertifizierung nach den Kriterien des Naturland-Verbandes zu verzichten. Inzwischen hat er sich dem Verein Fair and Green angeschlossen, der seiner Meinung nach ein deutlich nachhaltigeres Konzept verfolgt und die Abläufe im Weingut im Gegensatz zu den Bioverbänden ganzheitlich betrachtet.
Die Weine im Überblick
Prinz Salm
Schlossstraße 3
55595 Wallhausen
Germany
Telefon: +49 6706 9444-11
Telefax: +49 6706 9444-34
Internet: www.prinzsalm.de
E-Mail: weingut@prinzsalm.de
Wein weiß trocken
2020er Riesling Qualitätswein vom roten Schiefer
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 7 21 • 12,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2020er Riesling Qualitätswein Grünschiefer
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 4 21 • 12,0% Alkohol
Wein weiß süß
2020er Wallhäuser Felseneck Riesling Kabinett
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 10 21 • 8,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2019er Binger Riesling Qualitätswein trocken
Germany ↳ Rheinhessen
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 17 20 • 12,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2019er Binger Kirchberg Riesling Qualitätswein trocken
Großes Gewächs VDP
Germany ↳ Rheinhessen
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 22 20 • 12,5% Alkohol
Wein weiß süß
2019er Roxheimer Berg Riesling Spätlese
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 11 20 • 8,0% Alkohol
Wein weiß trocken
2018er Binger Scharlachberg Riesling Qualitätswein trocken
Großes Gewächs VDP
Germany ↳ Rheinhessen
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 17 19 • 12,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2018er Wallhäuser Felseneck Riesling Qualitätswein trocken
Großes Gewächs VDP
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 2 20 • 12,5% Alkohol
Wein weiß trocken
2018er Dalberger Ritterhölle Riesling Qualitätswein trocken
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 1 20 • 13,0% Alkohol
Wein weiß trocken
2018er Sommerlocher Steinrossel Riesling Qualitätswein trocken
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 22 19 • 13,0% Alkohol
Wein weiß süß
2018er Wallhäuser Felseneck Riesling Spätlese
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 7 19 • 8,0% Alkohol
Wein weiß trocken
2016er Wallhäuser Johannisberg Riesling Qualitätswein trocken
Großes Gewächs VDP
Germany ↳ Nahe
Amtliche Prüfungsnummer: 7779144 18 17 • 12,5% Alkohol